
28 Okt #kunstwärts Eine Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart – Russische Künstler in Berlin heutzutage
Aus dem letzten Post weißt du, was der Höhepunkt des Kunstlebens in Berlin der 1920er war. (Und falls du ihn noch nicht gelesen hast, mache das unbedingt!). In diesem Beitrag teile ich endlich mit dir, was der Highlight der Beitragsserie #kunstwärts ist. Die historischen Bücher zum Thema russische Kunst zu wälzen und das Gelesene in eigenen Worten wiederzugeben ist ja noch keine große Kunst. Oder in meinem Fall: noch keine Eins.
Unsere kleine Zeitreise in die ruhmvolle Vergangenheit ist nun zu Ende. Wir sind endlich im heutigen Berlin angekommen. Es fühlt sich gut an, nicht wahr? (Es ist übrigens sehr witzig: Seitdem ich nach Berlin gezogen bin, verlasse ich die Stadt nur ungern. Oder gedanklich eben. Es könnte eigentlich ein ziemlich alarmierendes Zeichnen sein – wäre diese Stadt nicht Berlin!)
Inzwischen sind Dada, Konstruktivismus, Suprematismus und all die Kunstströmungen des frühen 20. Jahrhunderts sowie ihre Vertreter ein Teil der Kunstgeschichte geworden und sind als die Kunst der Klassischen Moderne bekannt. Die Russen und die Deutschen haben ihre schlimmsten Jahren hinter sich. Und Berlin, als ob es der Protagonist einer Krankenhausserie wäre, ist wieder vereint – wenn auch nicht ohne Konsequenzen. Eine davon ist diese Russen, die wieder überall…

Nein, Spaß.
Aber ernsthaft jetzt: Weißt du, wieviel Russen in der Stadt wohnen? Lass uns gemeinsam versuchen, uns einen Überblick zu verschaffen.
Heute sind 23,5 Tausend Russen in Berlin melderechtlich registriert, 32,3 Tausend Deutsche Staatsbürger sind russischer Herkunft. Außerdem wohnen offiziell 57,1 Tausend Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion hier und 76,5 Tausend Deutsche Bürger haben einen dementsprechenden Migrationshintergrund. Erstmal wirken die Zahlen nicht besonders beindruckend, oder? Wenn man jedoch auch Russlanddeutsche, Um- und Spätaussiedler, jüdische Kontingentflüchtlinge, Studenten und Langzeittouristen einkalkuliert… Wie viele Tausende von den Menschen mit „russischsprachigem Hintergrund“ werden es wohl sein? Manche sprechen von 300 Tausend russischstämmigen Berlinern! Und während die genaue Zahl schwer zu schätzen ist, ist eines sicher: Diese russischsprachige Bevölkerung in der deutschen Hauptstadt ist seit 1990 ständig gewachsen.
Im gegenwärtigen russischen Berlin gibt es – wenn nicht massenhaft wie in den 1920-er – auch Künstler, Schriftsteller, Intellektuelle und Kreativer aller Couleur. Wer sind sie? Wie und wovon leben sie, mit welchen Visionen und Zielen? Viele russischsprachige kreative Wahlberliner hat die wunderbare Bea in ihrem Blog „Berlinograd“ portraitiert.

Ich habe mich wiederum gefragt, wieviel unter ihnen Künstler sind – hauptberuflich, nebenberuflich oder aus Leidenschaft heraus. Wer sind sie und womit befassen sie sich in ihren Kunstwerken? Was hat sie nach Berlin geführt beziehungsweise was hat sie motiviert, die deutsche Hauptstadt als Lebens- und Arbeitsort zu wählen? Welchen Einfluss hat die Stadt auf ihre Arbeit und auf die Themen, die sie beschäftigen?
Diese Fragen versuche ich als Autorin des Blogmagazins „Berlinskij“, in den nächsten Posts der Beitragsserie #kunstwärts – mal mit Worten, mal in Bildern – zu beantworten. Am Beispiel der Geschichten von sechs ausgewählten russischsprachigen Berliner KünstlerInnen werde ich die Vielfältigkeit russischer Künstler in Berlin zeigen sowie das Themenspektrum ihrer Kunst präsentieren. Dafür rede ich mit den KünstlerInnen über ihr Leben in Berlin und ihren Weg hierher. Nicht zuletzt ist mein Ziel herauszufinden, warum Künstler nach wie vor nach Berlin kommen und warum die Stadt ein Magnet für Kunstschaffende bleibt. Ich habe ja sogar drei Hypothesen dazu aufgestellt… Du erinnerst dich noch, dass ich die gesamte Beitragsreihe #kunstwärts samt den Einleitungs- und historischen Posts im Rahmen meiner Masterarbeit im Studiengang Medienwissenschaft an der Universität Tübingen erstelle, oder? (Ich habe darüber hier geschrieben.) Deswegen also die Hypothesen. Sie sind nämlich wie folgt:

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Mal sehen, ob sie sich als richtig herausstellen. Bleibst du dabei?
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