
10 Okt Jetzt wird’s ernst, Herr Berlinskij – Oh Verzeihung, ich meine, Kandinsky!
Im ersten Post schrieb ich ein paar Worte zu mir und sagte dem alten Blog ein symbolisches Lebewohl. Die neue Webseite bezeichnete ich dabei als „Blogmagazin“. Was das für eine Schimäre ist und warum es wichtig ist, „Berlinskij“ gerade so zu benennen, erfährst du in diesem Post.
Mit dem Begriff Blogmagazin möchte ich die Dinge in dieser mit Informationen im Allgemeinen und mit Medienangeboten insbesondere überfüllten Welt einordnen. Ich würde mich natürlich freuen, wenn diese untypische Benennung das Interesse eines nicht gerade typischen Lesers auf „Berlinskij“ weckt. Aber das ist eher eine willkommene Nebenwirkung, als das Vorhaben.
In erster Linie ist das für mich – bitte nicht lachen – eine Qualitätsanforderung an diesen Blog. Aber wieso? Was ist eigentlich ein Blogmagazin, auch Blogazin genannt? Blogmagazin vereinigt die Eigenschaften eines Blogs und eines Onlinemagazins und stellt ein Hybrid aus beiden Medien dar. Auf der einen Seite hat es einen starken persönlichen Bezug. Auf der anderen ermöglicht ein Blogmagazin es, aktuelle Themen gezielt und professionell darzustellen. Wo Blogs zu persönlich und einseitig und Magazine zu breit gefächert und allgemein sind, schafft das Blogmagazin die gesuchte goldene Mitte einzuhalten.
„Berlinskij“ ist ein Blogmagazin für alle kunst- und medieninteressierten deutschsprachigen Menschen aus Berlin sowie auch aus jeder Ecke der Welt. Hier werde ich regelmäßig qualitative journalistische Inhalte zum Themen wie Kultur/Kunst und Medien in Berlin samt meinen persönlichen Erfahrungen und Erkenntnissen posten. Ich habe mir übrigens extra vorgenommen, Posts nicht perfekt zu machen. Das heißt natürlich nicht, dass ich keine Ansprüche an mich als Autorin habe (siehe oben), aber unnötig perfektionistisch wie ich sonst bin, möchte ich nicht mehr sein. (10 Gründen, warum Perfektionismus schadet)

„Berlinskij“ unterscheidet sich von anderen Blogs zu den Themen Kunst und Medien insofern, dass ich diese kombiniere und sie durch die Brille einer in Deutschland lebenden russischen Kulturjournalistin betrachte. Ich werde unter anderem, aber nicht nur, über die russische Kunst Berlins berichten und dabei die Wechselwirkung von Kunst und Medien untersuchen.
Wegen meiner persönlichen Verbindung zur russischen Kunst (und aus Liebe zur Kunst generell) kam ich auf die Idee, das Blogmagazin „Berlinskij“ zu benennen. Es ist ein Schachtelwort, das aus zwei Teilen besteht: „Berlin“ und „Kandinskij“, einer wissenschaftlichen Transliteration des Nachnamens Wassily Kandinskys. Die Werke vom russischen Künstler kannst du dir hier anschauen. Kandinskys größte Erfolge sind nicht mit Berlin, sondern mit München verbunden, aber es gibt kaum einen anderen russischen Maler, der so schnell mit Deutschland und der Kunstentwicklung in diesem Land in Verbindung gebracht wird. Darüber hinaus, auch wenn „die Lyrismen etwas feindliche Stadt sich ihm versagte“, führte der Lebensweg Kandinskys ihn tatsächlich immer wieder in die deutsche Hauptstadt.

Bildergalerie „Kandinsky und Deutschland“ (Quelle)

Kandinsky und Berlin
Der ausgebildete Jurist Wassily Kandinsky übersiedelte im Jahr 1896 nach München, um Kunst zu studieren. 1902 fing er an, sich am Kunstleben Berlins zu beteiligen und blieb einer dessen Akteure (wenn auch nicht immer der aktivste), bis er 1933 am Berliner Bauhaus kurz lehrte und die Nationalsozialisten seiner Werke danach beschlagnahmten. Kandinskys ersten Ausstellungen in Berlin waren die der Künstlergruppe Berliner Secession, derer Mitglied er selber später wurde. Er stellte in Berlin außerdem mit der Künstlervereinigung “Blauen Reiter” aus. Im Jahr 1912 eröffnete der berühmte Berliner Verleger und Galerist Herwarth Walden in seiner „Sturm-Galerie“ eine umfassende Einzelausstellung Kandinskys und präsentierte ein Jahr später sieben Bilder des russischen Abstraktmalers im Ersten Deutschen Herbstsalon. Während all dieser Jahre hielt sich Kandinsky auch selber oft in der Stadt auf.
1921 übersiedelte er mit seiner Frau Nina wegen seiner künstlerischen und politischen Isolation in Russland und generell einer schlechten Versorgungslage im Land nach Berlin – jedoch nicht für lange Zeit. Schon im Juni 1922 nahm er auf der Einladung vom Bauhaus-Gründer Walter Gropius eine Lehrtätigkeit an der Werkstatt für Wandmalerei am Bauhaus in Weimar auf. Er unterrichtete außerdem wie Paul Klee die Kurse der Grundausbildung: „Gestaltungslehre Farbe“ und „Analytisches Zeichnen“. Währenddessen veranstaltete die Goldschmidt Wallerstein Galerie eine große Schau der Kandinskys Abstraktmalerei zum 60. Jubiläum des Künstlers.

Nachdem er sich einige Jahre lang aktiv am Bauhaus Weimar und später in Dessau beschäftigte aber in Berlin gar nicht aktiv war, hatte er 1929 eine neue Ausstellung in der deutschen Hauptstadt. In der Galerie Ferdinand Möller wurden zum ersten und einzigen Mal die Werke von der 1924 gegründeten Künstlergruppe „Die Blaue Vier“ präsentiert – von Wassily Kandinsky, Lyonel Feininger, Paul Klee und Alexej von Jawlensky. Im Jahr 1931 nahm Kandinsky in der Deutschen Bauausstellung in der Hauptstadt teil und entwarf eine keramische Wandverkleidung für einen Musikraum. In der Galerie Alfred Flechtheim wurde eine große Retrospektive des Malers gezeigt. In Flechtheims Kunstzeitschrift Omnibus erschienen ein Ausstellungskatalog und Illustrationen von der Schau. Im Februar 1932 eröffnete Möller eine Einzelausstellung von Werken Wassily Kandinskys. Im Oktober 1932 zog er wieder nach Berlin und unterrichtete im ehemaligen Bauhaus, nun das private „Freie Lehr- und Forschungsinstitut“. Ende 1933 verließ er die deutsche Hauptstadt sowie das Land zum letzten Mal.
Soweit zum Thema Kandinsky in Berlin und zu meiner Gabe, geniale Blognamen zu erfinden. Jetzt bleibt es ein Einziges zu tun: von den Worten zur Tat überzugehen. Wobei ich gerade in diesem Fall bei den Worten auch bleiben muss – aber egal. Auf alle Fälle DRANBLEIBEN. Für mich am Bloggen, für dich am Lesen. Ich wünsche dir im Namen des Blogmagazins „Berlinskij“ viel Spaß dabei!
Deine Anna Esprit /ɛsˈpriː/
Bildunterschriften zu den Fotos
Literatur und Quellen
Design & Animation: Alexey Berezyuk, Studio: Artplay, Music: Yann Tiersen – Frida.
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